Fremdgehen verzeihen – pro & contra

Geht der Partner fremd, bricht für den Betrogenen eine Welt zusammen. Nichts ist mehr, wie es einmal war. Verletzte Gefühle, verlorenes Vertrauen, oftmals unerträglicher Schmerz. Der Schock ist groß und es stellt sich die Frage: Bleiben oder Gehen?
Eigentlich sollte laut Studie für 95 Prozent der Frauen und 90 Prozent der Männer Treue eine Selbstverständlichkeit sein – die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus. Inzwischen ist fast jede zweite Partnerschaft von Treuebrüchen betroffen. Auch wenn sich beide Eheleute ewige Treue geschworen haben, ist keiner davor gefeit, nicht betrogen zu werden. Ist es dann passiert, gehört ein Seitensprung zum häufigsten Trennungsgrund.

Alles hinwerfen und gehen oder doch lieber bleiben?

Da ein Seitensprung der größte Vertrauensbruch in einer Beziehung ist, darf nicht vergessen werden, dass der Betrogene unter ganz ähnlichen Symptomen leiden kann wie bei einer posttraumatischen Belastungsstörung. Gerade deshalb ist es nun das Wichtigste überhaupt, Ruhe zu bewahren und nachzudenken, wie es weitergehen soll.
Erhält der betrogene Partner eine ehrlich gemeinte Entschuldigung und ist er daraufhin bereit, für die Beziehung zu kämpfen? Eine Versöhnung setzt nämlich voraus, dass beide Partner miteinander kommunizieren und hart an ihrer Beziehung arbeiten.

Hat der Neuanfang noch eine Chance?

Wenn beide Partner bereit sind, sich gemeinsam einer Ursachenforschung zu stellen, besteht eine relativ gute Chance, die Ehe zu retten. Es gibt Ehepaare, die das alleine schaffen, andere holen sich Hilfe in einer Paartherapie.
Wenn die Partnerschaft schon sehr lange besteht oder wenn noch kleinere Kinder da sind, ist es nicht der richtige Weg, sofort alles hinzuwerfen. Besonders, wenn der Seitensprung einmalig war und es der Partner aufrichtig bedauert. Beide Eheleute müssen bereit dazu sein, über das Geschehene offen zu reden und sich das Versprechen geben, von jetzt an ehrlich miteinander umzugehen.

Liebe oder Verlustangst?

Dieses Thema ist bei der Aufarbeitung ungeheuer wichtig. Sind noch Gefühle für den Partner da? Oder war die Beziehung schon seit längerer Zeit brüchig? Will man nur der Kinder zuliebe zusammen bleiben oder hat der Betrogene Angst, alleine ohne den Partner zu leben? Oftmals spielen auch Existenzängste eine Rolle. Sind noch genügend Gemeinsamkeiten vorhanden und möchten beide Partner ihre Zuneigung und Sexualität neu entfachen, dann lohnt sich das Verzeihen, um einen Neuanfang zu beginnen.

Wann die Beziehung besser beendet wird

Hierbei sind es wohl die notorischen Fremdgänger, die eine weitere Beziehung belasten und das Vertrauensverhältnis unheilbar zerstören. Wenn einer der Partner trotz Beteuerungen zur Besserung immer wieder fremdgeht, ist es sehr unwahrscheinlich, dass er sich noch ändert. Hier sollte ein Schlussstrich gezogen werden.

Ständige Lügen und Halbwahrheiten

Wenn ein Seitensprung entdeckt wird, gilt es, den großen Schock erst mal zu verarbeiten. Dazu sind viele aufrichtige Gespräche nötig. Redet sich der Fremdgänger dabei immer wieder heraus, weist sämtliche Schuld von sich und sieht seinen Fehltritt überhaupt nicht ein, ist es angezeigt, die Beziehung zu beenden. Ohne Aufrichtigkeit und Vertrauen kann eine weitere Partnerschaft nicht funktionieren.

Eine langanhaltende Affäre

Bei einem Verhältnis mit einem weiteren Partner, das länger andauert und kein einfacher Ausrutscher ist, kann man davon ausgehen, dass aufwändige, hinterlistige Täuschungen im Spiel sind: Überstunden, Treffen mit Freunden, Geschäftsreisen sind die häufigsten Ausreden. Oftmals spielen tiefere Gefühle für die Geliebte oder den Geliebten eine Rolle, was die Sache noch komplizierter macht. Es gibt nur sehr wenige Ehen, die das aushalten.

Fazit

Ob es besser ist, einen Seitensprung zu verzeihen oder nicht, hängt auf jeden Fall davon ab, ob beide Partner in der Lage sind, den anstrengenden Weg der Aufarbeitung miteinander zu beschreiten. Der Fremdgänger muss seine Entschuldigung ernst meinen und aufrichtig zeigen, wie sehr es ihm leidtut. Der Betrogene hingegen muss seinen eventuellen Anteil am Geschehen aufspüren und darüber nachdenken, ob er in der Lage ist, den Akt des Verzeihens auch psychisch zu verkraften. Sind beide Partner nicht mehr in der Lage dazu, ist eine Trennung wohl der bessere Weg für alle Beteiligten.

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