Klimaneutrale Produkte – was steckt dahinter?

Ein klimaneutrales Produkt – das klingt nach einer sinnvollen Sache und spricht umweltbewusste Verbraucher an. Dass es sich bei derartigen Kennzeichnungen in erster Linie um cleveres Marketing handelt, ist vielen Konsumenten nicht bewusst.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Produktion von klimaneutralen Produkten ist ebenfalls ressourcenverbrauchend und setzt CO₂ frei.
  • Das System beruht auf einem Handel von Minderungszertifikaten zur CO₂-Kompensation.
  • Firmen nutzen die Aufschrift als Marketingstrategie, um den Verbrauchern beim Kauf ein gutes Gewissen zu vermitteln und mehr Umsatz zu generieren.

Was ist mit Klimaneutralität gemeint?

Kennzeichnungen auf Produkten wie klimaneutral und klimapositiv sind im Handel immer häufiger zu finden. Wer auf Nachhaltigkeit setzt und die Umwelt schützen will, greift bevorzugt zu solchen Artikeln. Dabei ist die Herstellung der Produkte nicht wirklich klimaneutral, sondern basiert auf dem Kauf von Zertifikaten zum CO₂-Ausgleich. Unternehmen kaufen sogenannte Minderungszertifikate und unterstützen damit Klimaschutzprojekte wie Aufforstungen in aller Welt. Auf diese Weise soll die CO₂-Bilanz eines Produkts kompensiert und ein nachhaltiger Herstellungsprozess vermittelt werden.
Wie groß der ökologische Fußabdruck eines als klimaneutral gekennzeichneten Artikels ist, ist bei diesem System unerheblich, solange ein vermeintlicher Ausgleich besteht. Das mit Nachhaltigkeit beworbene Produkt kann bei der Herstellung erhebliche Mengen an Wasser und Energie verbrauchen und dennoch die Aufschrift im Sinne des Klimaschutzes erhalten.

Das Geschäft mit dem CO₂-Ausgleich

Der Handel mit CO₂-Zertifikaten boomt. Über 13 Milliarden Euro konnte Deutschland im Jahr 2022 aus dem nationalen und dem europäischen Emissionshandel erwirtschaften. Das liegt vor allem daran, dass die Menge an Kohlendioxid, die ein Unternehmen jedes Jahr emittieren darf, durch die EU begrenzt ist. Wird mehr ausgestoßen, müssen Zertifikate erworben werden.
Das Erkaufen der scheinbaren Klimaneutralität ist für Firmen eine einfache und kostengünstige Sache. Es müssen keine teuren Investitionen getätigt werden, um den allgemeinen Herstellungsprozess umweltfreundlicher zu gestalten. Das Unternehmen kann behaupten, klimaneutral zu produzieren, obwohl CO₂ im großen Stil in die Atmosphäre geblasen wird.

CO₂-Kompensation schwer nachvollziehbar

Dass vielen Verbrauchern der Klimaschutz wichtig ist, nutzen diverse international und national agierende Firmen aus. Treibhausgas-Emissionen durch die Produktion werden durch die finanzielle Unterstützung von Aufforstungsprogrammen und Co. scheinbar ausgeglichen und ein umweltfreundliches Image generiert. Dabei liegen dem Ausgleich häufig fragwürdige Berechnungen zugrunde. Die entstehenden Wälder müssen nicht dauerhaft bestehen und können abgeholzt werden. Zudem setzen die vermehrt auftretenden Waldbrände viel Kohlenstoffdioxid frei.
Der offen zur Schau getragene Klimaschutz besteht oftmals nur auf dem Papier und es gibt kein unabhängiges Gremium, dass die Einhaltung der Einsparungen unabhängig kontrolliert. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Mehrheit der Ausgleichsprojekte nicht die versprochenen CO₂-Reduktionen erzielen. Der Handel mit den Zertifikaten ist rein privatwirtschaftlich organisiert. Alle Beteiligten verdienen daran mit und tragen nur bedingt etwas zum Schutz des Klimas bei.

Klimaneutrale Produkte nicht zwingend bevorzugen

Aufgrund der Intransparenz und der nicht zwingend vorgeschriebenen umweltfreundlichen Produktion ist der Kauf von klimaneutralen Produkten nicht zu empfehlen. Der Zertifikatehandel setzt falsche Anreize und kann Verbraucher täuschen. Ist der Ausgleich nicht nachvollziehbar, sollte der vermeintlich nachhaltig hergestellte Artikel lieber im Supermarktregal bleiben und eher Firmen unterstützt werden, die ressourcenschonend und damit klimafreundlicher produzieren.

Fazit

Klimaneutrale Produkte sollen beim Verbraucher ein gutes Gewissen erzeugen und die Entscheidungsfindung beim Einkauf erleichtern. Dass diese Artikel in der Herstellung einen deutlichen ökologischen Fußabdruck hinterlassen können, sollte Konsumenten klar sein. Der CO₂-Ausgleich basiert auf zweifelhaften Berechnungen und ist häufig nicht nachvollziehbar. Wer etwas für den Klimaschutz tun will, kann auf bessere Möglichkeiten zugreifen. Wasser und Energie zu sparen sowie Abfall zu reduzieren sind einfach umzusetzende Maßnahmen und fassbarer.

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