Abnehmen ist schon längst kein Hobby gelangweilter Hausfrauen mehr, die mangels anderer Beschäftigung ihre ganze Energie daran setzen, ihre – meist eingebildeten – Fettpölsterchen zu bekämpfen. Und das nicht nur, weil das Modell „gelangweilte Hausfrau“ ins letzte Jahrhundert gehört, sondern deshalb, weil das ganze Land ein Problem hat: Deutschland ist zu dick.
Ja, diese Feststellung lässt sich sogar auf Europa ausweiten, hat doch der Europäische Fettleibigkeitsbericht von 2022 eindeutig gezeigt, dass zwei von drei Erwachsenen zu viel Gewicht auf die Waage bringen. Nach Geschlechtern aufgeschlüsselt sind das 48 Prozent der Frauen und 65 Prozent der Männer. Übergewicht und Fettleibigkeit sind aber beileibe nicht nur ein optischer Makel – sie sind eine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit. So etwa gilt starkes Übergewicht, die sogenannte Adipositas, als Auslöser vieler chronischer Erkrankungen wie etwa Diabetes, Arthrose oder Herz-Kreislauf-Störungen einschließlich Herzinfarkt und Schlaganfall, ferner ist das Risiko für eine Fettleber, für Gallensteine und sogar bestimmte Krebsarten stark erhöht. Neben der persönlichen Tragödie bedeuten diese Zahlen einen handfesten volkswirtschaftlichen Schaden. Kein Wunder, dass auch die europäischen Regierungen daran interessiert sind, die grassierende Fettseuche einzudämmen. Und das funktioniert am besten mit Aufklärung und Vorbeugung.
Kinderleicht Abnehmen?
Die große Herausforderung der auch als Prävention bekannten Vorbeugung aber ist, dass man aktiv werden muss, bevor sich ein Problem eingestellt hat. Da der Mensch von Natur aus auf Energieersparnis programmiert ist, wird es ihm schwerfallen, sich ohne entsprechenden Leistungsdruck zu etwas aufzuraffen. Doch ist das Übergewicht erst einmal da, ist es ungleich schwerer, es wieder loszuwerden. Klar ist aber: Der Speck muss weg. Kein Wunder, dass sich diverse Abnehm-Show wie „The Biggest Loser“ großer Beliebtheit erfreuen! Ebenso wie zahlreiche Abnehmtipps, die meistens nicht wirklich zielführend sind, sich dafür aber oft widersprechen. Manche schwören auf Abnehmen durch Joggen, andere auf Methoden, die ganz ohne Sport auskommen. Im Grunde sollte Abnehmen ja kinderleicht sein: Man muss ganz einfach weniger Kalorien zu sich nehmen, als man verbrennt. Also entweder weniger bzw. kalorienreduzierter essen oder die Kalorienverbrennung, etwa durch Bewegung, erhöhen. Doch wenn es so einfach wäre, wäre ja auch Sparen ein Kinderspiel! Hier müsste man einfach mehr Geld einnehmen, als man ausgibt. Also entweder die Einnahmen erhöhen, beispielsweise durch Nebenjobs oder Verkäufe, oder die Ausgaben durch Sparen senken. Jeder, der schon einmal ernsthaft versucht hat, zu sparen, weiß, dass es damit nicht getan ist und viele weitere Faktoren in die angeblich so einfache Rechnung einfließen.
Forschung statt Wundermittel
Dasselbe gilt auch fürs Abnehmen. Bislang ist die eine ultimative Methode, die für alle gilt, noch nicht gefunden. Die Zukunft des Abnehmens dagegen setzt auf neue Wirkungsweisen und Technologien inklusive künstlicher Intelligenz und hört sich damit recht vielversprechend an. Vorweg: Der Traum vom Abnehmen im Schlaf oder davon, zu essen, was man möchte, ohne zuzunehmen, wird auch weiterhin ein Traum sein. Doch docken moderne Abnehmmedikamente an Stellen an, die der Forschung bislang unbekannt waren, indem sie etwa das Hormon Glukagon imitieren, welches die Verwertung körpereigener Energiereserven anregt. Interessant ist auch die Entdeckung braunen Fettgewebes, das im Gegensatz zu weißem Fettgewebe eher als Fettverbrenner denn als Fettspeicher dient. Bislang konnten braune Fettzellen jedoch nur mittels Transplantation in die Körper fettleibiger Mäuse mit Erfolg implementiert werden; der Anwendung beim Menschen stehen noch diverse Hürden im Weg.
Das eine Wundermittel zur Gewichtsreduktion wird es also wohl auch in Zukunft nicht geben – dafür jedoch viele neue, spannende Ansätze. Zurzeit bleibt Abnehmwilligen nur die Qual der Wahl aus verschiedenen, herkömmlichen Methoden, von FDH bis zur Blutgruppendiät. Hilfreich kann es sein, auf den eigenen Körper und seine Bedürfnisse zu hören – und sich von alten Mythen zu verabschieden. Ja, es ist zwar richtig, dass zu einer gesunden, ausgewogenen Ernährung viel Frisches gehört – doch sollte dies eher in Form von Gemüse erfolgen, während Obst durchaus als Süßigkeit angesehen werden kann, das den Abnehmerfolg nachhaltig verhindert.